Das Tosen der Brandung wurde nun noch intensiver. Der kühle Wind fuhr über ihre nasse Haut und ließ sie frösteln. Gleichzeitig fühlte er sich frisch und befreiend an. Obwohl sie die Augen geschlossen hielt, schlich sich ein Lächeln auf Linas Lippen. Es war vermutlich die Vorfreude auf das, was sie gleich zu sehen bekam.
»Bereit?«, fragte Jannik.
Sie nickte und öffnete die Augen. Vor ihr lag ein breiter, einsamer Strand. Das Meer war aufgewühlt. Vom Sturm getrieben, wurden die Wellen an Land gespült, rauschend und wild. Der Regen ging prasselnd auf das graue Wasser nieder. Lina stockte der Atem. Wie konnte etwas, das derart bedrohlich wirkte, gleichzeitig so wunderschön sein?Anneke folgte Jenna aufgeregt, bis sie das Reetdachhaus endlich erreichten. Sie stellte ihr Rad am Gartenzaun ab und ließ diesen ersten Eindruck auf sich wirken. Anneke wusste nicht, was diese Emotion so plötzlich in ihr auslöste. Aber wenn man bei einem Gebäude von Liebe auf den ersten Blick sprechen konnte, dann traf das wohl in diesem Moment zu. Vielleicht lag es an der traumhaft idyllischen Lage oder aber an dem kleinen Garten, der durch seine vielen Wildblumen etwas Magisches besaß. Womöglich war es auch die bloße Vorstellung, dass sie und Jenna hier ihr Glück finden konnten. Zwischen grünen Weiden, sandigen Pfaden und der Nähe zum Meer. Anneke konnte die Brandung hören, schmeckte die salzige Luft, spürte, wie der Wind durch ihr Haar strich. Dem Verlangen, sofort die Schuhe auszuziehen und dem verschlungenen Weg bis zum Wasser zu folgen, konnte sie nur schwer nachgeben. Mehr denn je sehnte sie sich danach, sich endlich frei zu fühlen. All das Vergangene hinter sich zu lassen, um hier einen Neuanfang zu wagen.