Der Küstendoktor 3
Epilog 2
"Liams Weihnachtsfeier"
Es war ein Abend, wie er schöner nicht sein konnte. Den ganzen Tag über war der Schnee in dichten Flocken gefallen und lag nun zentimeterhoch auf Wegen und Wiesen. Liam hatte die lange Einfahrt zu seinem Haus bewusst nicht freigeschaufelt. Stattdessen hatte er Fackeln aufgestellt, die den Besuchern den Weg wiesen.
Im Schein des Feuers glitzerte und funkelte der Schnee und während Till mit Martha und Olf zur Villa spazierte, knirschte es unter ihren Füßen. Till bestaunte erneut die prachtvolle Dekoration rund um das Haus. Die leuchtenden Zuckerstangen, die Lichterketten an der Außenfassade, deren Lämpchen wie tausend kleine Sterne funkelten, der Rentierschlitten, auf dem viele kleine Geschenke lagen und natürlich die Krippe, deren Highlight die echten Tiere waren.
Olf steuerte sofort auf seine Kuh Alma zu, die zufrieden von dem Stroh fraß und weder etwas für die kleine Ziege noch für das Lama übriglassen wollte. Liam hatte Tische aufgestellt, die mit Kerzen und Tannenzweigen dekoriert waren. Für seine Gäste lagen warme Decken bereit. Es gab, genau wie auf einem Weihnachtsmarkt, mehrere Stände. An einem konnte man Glühwein kaufen, an dem anderen Grillwurst und an einem dritten gebrannten Mandel und Paradiesäpfel. Für die Kinder hatte Liam einen Weihnachtsmann eingeladen, der auf einem großen Stuhl thronte, ihre Wünsche entgegennahm und Schokolade austeilte. Das halbe Dorf schien bereits eingetroffen zu sein.
Tills Blick fiel auf Gregor, der etwas abseits saß und sich an einer Tasse Punsch festhielt.
»Sollen wir uns zu ihm setzen?«, wollte er von Martha und Olf wissen.
»Wirklich? Zu dem Knurrkopf?« Olf schien von der Idee wenig zu halten.
»Ich glaube, er kann auch ganz nett sein«, meinte Till.
»Wir können es ja mal versuchen«, stimmte Martha ihm zu. »Aber erst besorgen wir uns etwas Leckeres vom Grill.«
Liam kam auf sie zu. Seine Augen leuchteten.
»Gefällt es euch?«
»Ja, es ist einfach zauberhaft«, brachte es Martha auf den Punkt.
»Hinter dem Haus habe ich meinen Pool noch kurzerhand in eine Eislaufbahn verwandelt«, erklärte Liam.
»Wirklich?«, staunte Till. Er wusste nicht so recht, ob Liam ihn nur auf den Arm nehmen wollte.
»Ja, Schlittschuhe kannst du dir auch bei mir ausleihen. Außerdem habe ich auch ein paar Schlitten besorgt. Hinten im Garten gibt es doch diesen kleinen Hügel. Einige der Kinder haben ihn bereits für sich entdeckt.
»Du bist wirklich verrückt«, sagte Till, ohne es böse zu meinen.
»Das wird ein toller Abend.« Liam klang ganz aufgeregt.
»Das glaube ich allerdings auch«, stimmte Olf ihm zu.
Sie gesellten sich zu Gregor. Der blickte überrascht auf. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass sich jemand freiwillig zu ihm setzte.
»Man muss schon ein besonderer Mensch sein, wenn man so eine großartige Feier für das ganze Dorf auf die Beine stellt«, meinte Martha.
»Ja, Liam liebt Weihnachten. Und zu Ostern wird er bestimmt für alle Eier auf dem Grundstück verstecken.« Gregor lachte.
»Wussten Sie, dass er später noch die Geschenke, die auf dem Schlitten liegen, an seine Gäste verteilen wird? Ich habe ihm selbst geholfen, sie einzupacken.«
»Wirklich?«, fragte Olf überrascht.
»Ja, es war eigentlich ganz schön, mit meinem Sohn zusammenzusitzen und die Päckchen einzuwickeln.«
»Aus Ihnen wird wohl auch noch einmal ein Weihnachtsliebhaber, oder?«, fragte Martha.
»So weit wollen wir lieber nicht gehen«, meinte Gregor.
Aber als Gregors Blick über den liebevoll dekorierten Garten glitt und schließlich bei seinem Sohn hängenblieb, der soeben kandierte Äpfel austeilte, bemerkte Till ein stolzes Lächeln in den sonst so strengen Zügen des Mannes, der als kaltherziger Geschäftsmann angereist war und nun als stolzer Vater gehen würde… als ein Vater, der vielleicht ein wenig gelernt hatte, was es hieß, Weihnachten zu feiern.
E N D E